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Verlaufen?! Mit meiner Mutter im dichten Wald.

Hänsel und Gretel mal andersrum. Nicht die böse Stiefmutter schickt die Kinder in den Wald, sondern der Sohn schleppt seine Mutter auf ein  Mikro Abenteuer in den Wald und plötzlich ist kein Weg mehr da …

Was ist der Plan?

Ziel: Im feuchten Wald nach Brennholz und Zunder suchen. Gemeinsam mit meiner Mutter.

Location: Bulau in Hessen

Wetter: 6°, dicht bewölkt, Nieselregen, in Schnee übergehend.

Vorbereitung: 1l Wasser, Nussmischung, Feuerstahl, Messer, leere Zunderbeutel und Sitzunterlage einpacken. Kontrolle der Naturschutzgebiete auf der Karte, damit wir hier deutlich Abstand halten können.

Wie ist es gelaufen?

Anreise mit dem Auto. Wir fahren auf einen Parkplatz am Wald im benachbarten Rodenbach. Von hier aus kann man gut in der Bulau spazieren gehen. Ja, ein Landschaftsschutzgebiet, aber kein Naturschutzgebiet, klärt das Schild auf – und diesmal kann ich es richtig deuten. Ich mag den Hessischen Wald.

BirkenwaldRein in den Wald! Nach ein paar Metern auf den offiziellen Wegen schimmern weiße Bäume im Wald. Wir biegen vom Asphalt ab auf einen Forstweg. Neben den lebenden Birken liegen ein paar gefällte im feuchten Laub.

Materialsuche

Birkenrinde. Klatschnass sind die Bäume. Trotzdem geben sie bereitwillig Rindenstücke her. Teils ernte ich nur die oberen weißen schichten. Teilweise geht der untere Teil der Borke mit ab. Schwer vorzustellen, dass man mit feuchter Birkenrinde als Zunder Feuer entfachen können soll… Wir werden sehen.

Kahlschlag? Wir folgen dem Forstweg ein Stück und kommen auf eine Lichtung. Viel Totholz liegt im Wald. Hier hat vermutlich ein Sturm die Bäume umgeknickt und die Forstarbeiter haben dann die schief stehenden Bäume gefällt. Die meisten zumindest. Auf der so entstandenen Lichtung steht ein  Hochsitz. Nicht so hoch, wie ich ihn als Kind in Erinnerung habe. Eher nur drei oder dreieinhalb Meter.

Wildschweine? Im gesamten Gebiet ist der Boden immer mal wieder heftig aufgewühlt. Vermutlich haben die Wildschweine hier Futter gesucht. Dazu passt auch der Hochsitz. Wie war das noch mal mit Wildschweinen? Wann bekommen die ihre Jungen und sind dann „gefährlich“?

Aber wenn da welche waren, haben sie uns gehört oder gerochen, bevor wir sie hätten sehen können und haben einen Bogen um uns gemacht.

Trockenes Holz. Ich suche nach trockenem Reisig, aber die Fichten und Tannen sind so nass, dass ich auch dicht am (feuchten) Stamm kein trockenes Holz mehr finde. Einen toten Ast ohne Bodenkontakt breche ich ab. Mal sehen, ob ich hier im Inneren nachher trockenes Holz finde. Auch das ist nur schwer vorstellbar.

Die Klosterruine

Dann stehen wir mitten im Wald. Kein Weg mehr. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass ich zurück auf den Weg finde, von dem wir abgebogen sind. Aber wir haben ein Stück Querfeldein vor uns.

Zweirädrige Brotkrumen. Ein paar Radfahrer weisen uns den Weg. Sie fahren laut rufend auf einem Querweg. Den hätte ich ohne sie nie gesehen. Aber so sind es letztlich nur 20 Meter und ein beherzter Schritt über einen kleinen Graben und wir haben wieder Asphalt unter den Füßen. Von hier aus kommen wir zügig bei der Klosterruine an.

MoosKlosterruine. Erbaut wurde das Kloster ca. 1468 von Erasmus Hasefuß. Ja, so heißt er wirklich. Ein Turm steht noch und eine Sakristei. Ansonsten sieht man nur noch die Grundmauern, zwischen denen man herumgehen darf.

Es gibt hier eine Feuerstelle. Für deren Nutzung muss man sich aber anmelden und die Nutzungsgebühr im Waldladen bar bezahlen – während der fünf Stunden Öffnungszeit unter der Woche.

Und es gibt eine Schutzhütte, in der wir kurz Pause machen und etwas trinken. Jemand hat hier Körner verstreut. Vogelfutter? Oder versehentlich verschüttet? Während wir rasten, besucht und ein kleiner Singvogel und stibitzt ein paar Körner. Dann ist er schnell wieder weg.

Rückweg. Es wird schnell dunkel im Dezember. Und im Wald noch mal schneller. Wir machen uns zügig auf den Heimweg. Im hessischen Forst sind Besucher:innen nach Einbruch der Dunkelheit nämlich nicht so gern gesehen. Das Verlassen der Wege ist dann sogar verboten.

Feuer mit nassem Holz

Rauch ja, Feuer jein. Um es kurz zu machen: Mit dem Holz, das ich gefunden habe, versuche ich Feuer zu entfachen. Die (feuchte) Birkenrinde bekomme ich mit dem Feuerstahl nicht entzündet. Mal sehen, was sie getrocknet so alles kann. Und auch der „Wanderstock“, den ich mitgenommen hatte, enthält nicht wirklich einen trockenen Kern. Vermutlich muss ich hier mit größeren Durchmessern arbeiten.

Das Feuer aus dem Holz raucht so stark, dass ich intensiv mit trockenem Holz nachhelfen muss, damit der Rauch dann nicht doch den Unmut der Nachbarn auf mich zieht. Ja, in einer Notsituation hätte ich mich damit aufwärmen können. Aber schön ist anders.

Was habe ich gelernt?

  • Ein Auto ist Luxus. Mal eben in den Nachbarort fahren können, ist Luxus. Als Stadtkind bin ich nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.
  • Ein Dank der Schutzhüttenerbauer. Das tut gut, trocken zu sitzen, wenn man im Regen unterwegs ist. Wäre das ein Übernachtungs-Abenteuer, müsste ich selbst für einen trockenen Ort sorgen. So hat das jemand für uns getan. Danke!
  • Beschlagene Brille. Bei dieser Witterung schlägt sich mein Atem unerwartet schnell an der Brille nieder. Nicht nur kleine Regentropfen, sondern auch kondensiertes Wasser versperren schnell die Sicht. Bei meiner nächsten Brille werde ich mal nach Gläsern fragen, die Dampf-abweisend sind. Vielleicht gibt es da ja etwas.

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