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Klabbi testet Zunder

In der Weihnachtszeit habe ich meine Eltern besucht. Die haben einen Garten, in dem man problemlos Feuer machen kann. Den habe ich für „intensive Forschungen“ genutzt: Ich habe mir verschiedene Zunder-Arten beschafft, sie getestet, und bewerte hier, wie gut ich mit Feuerstahl und Zunder eine Flamme entzünden kann.

Generell schwierig. Mein Ziel ist, mit dem Funken des Feuerstahls aus dem Zunder eine Flamme zu entfachen, mit der ich dünnes Holz entzünden kann. Insgesamt lässt sich sagen, dass das Zünden mit dem Feuerstahl viel kniffliger und anstrengender ist als ich dachte. Und dass ich bereits viele Male Funken abgerieben habe, aber damit insgesamt noch keine 10 Mal den Zunder entzündet habe.

Hier liste ich ein paar Zunder-Arten auf, die ich getestet habe und teile meine Erfahrungen mit dir.

Zunder aus Naturmaterialien

Distel-Samen/Kletten. Von der Materialsuche mit Tommy habe ich noch ein paar Distel- oder Kletten-Samenstände übrig. Die sind mittlerweile gut durchgetrocknet. Wenn man die stachelige Samenkapsel öffnet, sind im inneren Spinnweb-feine Samen. Ich kenne mich biologisch nicht gut genug aus, um das genauer zu bestimmen oder zu beschreiben. Den Forstwirten und Forstwissenschaftlerinnen rollen sich wahrscheinlich die Fußnägel hoch bis zum Knie. Das tut mir leid.

Das Besondere an den Samen ist, dass die feinsten Härchen beim ersten Kontakt mit einem Feuerstahl-Funken mit einer kleinen Flamme verpuffen. Da muss man dann nur sofort ein extrem trockenes, extrem dünnes Gräschen, Holzspähnchen oder so ähnlich drüber halten. Sonst ist die Flamme weg.

Trockene Gras-Samen. Eher zufällig habe ich entdeckt, dass ein getrockneter Grashalm mit Samenstand mehrere Funken aufgefangen hat und leicht zu glühen begonnen hat. Hiervon versuche ich mal noch mehr zu finden. Ich denke, das könnte guter Zunder sein.

Birkenrinde. Da sie von so gut wie allen Survival- und Outdoor-YouTubern gefeiert, war ich sehr gespannt auf die Birkenrinde. Leider hatte ich erst mal nur alte Birkenstämme, schon gut abgelagert, aber mit Seidenpapier-dünnen Rinden-Schichten. Mit dem Feuerstahl habe ich mich hier kirre gefunkt. Kein Erfolg. Vielleicht ist das ätherische Öl schon entwichen?

Update: Auch mit der Birkenrinde aus dem Wald habe ich es noch nicht geschafft, Feuer zu entfachen. Hier ist ein Video, in dem jemand alte und frische Birkenrinde miteinander vergleicht: Einfach Raus! (Via YouTube)

Kienspan. Mit Harz vollgesaugtes Holz. Das entsteht, wenn eine Fichte gefällt oder vom Sturm abgeknickt wurde. Die Wurzel lebt dann ja weiter und versorgt den Baum mit Nährstoffen. Nur ist da gar kein Baum mehr. Nur noch ein Stumpf. Und in dem Holz dicht bei der Wurzel oder an tiefen Ästen sammelt sich dann das Harz, das ursprünglich für den ganzen Baum gedacht war. So entsteht Kienholz. Wenn du es erntest und spaltest, hast du Kienspan.

Kienspan brennt eher wie eine Kerze. Die Holzfasern dienen als Docht. An ihnen verdampft das Harz und die Harzdämpfe brennen dann relativ lange mit einer Flamme. Feine Kienholz-Späne lassen sich mit dem Funken eines Feuerstahls entzünden. Zumindest gelingt mir das einmal testweise. Bei Innen-Temperaturen am Tisch. Bei einstelligen Plus-Temperaturen und Feuchtigkeit im Freien habe ich kein Glück.

Selbstgemachter Zunder

Blackjack. Was passiert, wenn man Holz unter Ausschluss von Sauerstoff verbrennt? Es entsteht Holzkohle. Und wenn man Baumwoll-Stücke in eine Metalldose legt und die ins Feuer wirft? Dann entsteht auch eine Art Holzkohle – nur zu feinem Stoff gewoben. Dieser verkohlte Baumwoll-Stoff ist ein Super Zunder. Sobald ein Funke auf ihn fällt, glüht er an der Stelle. Die Glut frisst sich jetzt durch den ganzen Stoff. Durch „Anpusten“ kannst du die Glut Intensität erhöhen und daran dann andere Zunder-Materialien entflammen. Das funktioniert bei mir sehr zuverlässig. Blackjack ist derzeit mein Lieblings-Zunder.

Tipp zum Herstellen: Die Metalldose hat im Deckel ein kleines Loch. Wenn da kein Rauch mehr entweicht, ist der Blackjack fertig. Die Dose kann aus dem Feuer und abkühlen.

Feather Stick. Von einem trockenen Stock kannst du mit der Messerklinge gut dünne Späne abhobeln. Wenn du sie nicht ganz abtrennst, sondern das Span-Ende am Stock lässt, kannst du dicht beieinander Span neben Span schnitzen. So entsteht ein Stock mit vielen dünnen Holzspan-Locken, der an eine Feder erinnert. Als Zunder funktioniert dieser Feather Stick bei mir bisher nicht so gut. Vielleicht ist das Holz zu nass. Aber sobald ich ein Flämmchen habe, kann ich damit gut weiter arbeiten und aus dem Flämmchen schnell eine ordentliche Flamme machen.

Zunder aus dem Cheat Beutel

Der Chat Beutel mit Inhalten, die ich eigentlich nicht nutzen will.Blackjack ist eigentlich schon eine Zwischenkategorie. Den Stoff habe ich nicht in der Natur gefunden, sondern bei meinen Altkleidern. In meinem Cheat Beutel sind aber noch viel stärker künstlich verarbeitete Zunder-Materialien, die ich eigentlich nicht nutzen möchte. Aber bevor ich nachher nur Frust Erlebnisse habe, greife ich manchmal hinein, nachdem ich mit anderem Zunder erfolglos war.

Watte. Das ist ganz, ganz feiner Zellstoff. Da Zellstoff brennt, brennt auch Watte. Und durch die viele Luft, die sich zwischen den Fasern befindet, entzündet sie sich hervorragend. Mit einem Funken aus dem Feuerstahl bekomme ich Watte immer eine Flamme hin. Ob das jetzt ein Wattepad, ein Wattebausch oder auch ein Tampon ist. Sobald man die Watte etwas auseinander zieht, hat man die feine Faden-Struktur, die einen Funken in eine Flamme verwandelt.

Holzwolle. Die ist ein wenig wie ein industriell gefertigter Feather Stick. Dünne, lange Holzspäne, aufgewickelt zu einem Knäuel und dann noch mit Wachs benetzt. „Das brennt wie Zunder“. Im Baumarkt oder im Grillbedarf von Supermärkten findest du dieses Produkt als Chemie-freien Grill- oder Kaminanzünder.

Wachs. Wachs allein brennt nicht. Aber in Kombination mit Holzwolle oder Watte erhöht es die Chance, dass sich aus einem Funken oder aus Glut eine Flamme entwickelt.

Was habe ich gelernt?

  • Feuerstahl. In Videos sieht es viel einfacher aus, mit dem Feuerstahl Feuer zu machen. In der Realität, unter nicht ganz optimalen Bedingungen (kalt & feucht) dauert es viel, viel länger, bis der richtig heiße Funke an die richtige Stelle im Zundernest fällt und dann richtig viel oder wenig Wind an diese Stelle pustet. Entweder das überschreitet die Zündtemperatur und du hast eine Flamme, oder du hast ein Glutnest und musst das dann zu einer Flamme ausbauen. Oder – in den meisten Fällen – es passiert gar nichts.
  • Selbst ausprobieren macht schlau. Kein Video kann mir vermitteln, wie es sich anfühlt, wenn ich einen Glut-Kern in einem Zundernest eingebettet habe. Ich fühle die Wärme der Glut durch das dünne Zunder-Material. Wie stark muss ich pusten, um aus der Glut eine Flamme zu machen? Plötzlich stehe ich mitten im Rauch. Wenn ich zum falschen Moment einatme, bin ich erst mal mit Husten beschäftigt, statt mit Feuer entfachen. Und irgendwann wie ein kleines Wunder: eine Flamme. Keine Zeit, stolz zu sein, weil man schnell dünne Äste nachfüttern muss, wenn man die Flamme erhalten will. Irgendwann geschafft: Das Feucherchen brennt.
  • Videos machen auch schlau. Ich habe unheimlich viel aus Videos gelernt. Allein wäre ich beispielsweise gar nicht auf die Idee gekommen, mit Funken Watte zu entzünden.
  • Ein eigener Garten ist Gold wert. Einfach vor dir Tür gehen und ein neues Experiment starten. So leicht habe ich es in Bonn nicht. Da muss ich erst mindestens an den Rhein gehen. Vielleicht sollte ich mich mal nach einem Garten umsehen, wenn das Kleingeld für ein eigenes Waldstück schon nicht reicht.

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