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Stolzer Neffe: Wir waren zum Teekochen im Wald!

Auf der Rückfahrt von meinen Eltern besuche ich meine Neffen. Auch mit ihnen will ich einen Ausflug ins Freie machen. Das Wetter ist sehr regnerisch, aber am frühen Nachmittag haben wir Glück und die beiden kennen eine „Höhle im Wald“.

Was ist der Plan?

Ziel: Mit meinen Neffen in den Wald gehen und  einen Tee kochen.

Location: Frankfurter Norden, nahe der Nidda; ehemaliges Buga-Gelände.

Wetter: etwa 6°, dicht bewölkt, Regenpause

Vorbereitung: 1l Wasser, Nussmischung, trockenes Feuerholz (Danke an meinen Vater!), Zunderbeutel, Feuerstahl, Messer, Hobo-Kocher, Metall-Becher, Tee, fünf Tassen und Sitzunterlage einpacken.

Wie ist es gelaufen?

Stadtkinder. Meine Neffen (9 und 12 Jahre) sind zwei Großstadt-Kinder. Schon vor der Pandemie-Zeit war ich verblüfft, wie zielsicher sie mich durch den Frankfurter ÖPNV führen, wenn wir in der Stadt waren. Ansonsten sind sie begeisterte Minecraft-Spieler und kennen einen hüfthohen Stapel Minecraft-Literatur auswendig. Couch-Potatoes also wie der Onkel? Nicht wirklich. Durch den Garten der Großeltern und Familien-Ausflüge ins Grüne finden sie sich auch dort zurecht und können sich stundenlang mit einem Kletterbaum vergnügen. Den wollen sie mir zeigen.

Gleich fünf Stadtkinder. Auch die Erwachsenen – Eltern und Onkel – leben alle in der Stadt. Bonn oder Frankfurt. Da wir nicht wissen, wie lang die Regenpause sein wird, fahren wir nicht in den Taunus, sondern zum ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau 1989. In einem der Waldstücke auf dem Gelände ist der Kletterbaum.

Ein großer umgestürzter Laubbaum. Die Jungs sind im Sommer auf den dicken Stamm geklettert und haben sich dann an den Ästen entlang geschwungen. Jetzt ist es zu feucht dafür. Und der Baum ist seit dem Herbst von Pilzen befallen, die das Klettern unappetitlich machen. Aber in Fußentfernung ist die Höhle. Komm Klabbi! Die haben wir letztes Mal entdeckt!

Höhle im Wald

City Bushcrafter? Tatsächlich. Hier hat jemand aus Zweigen, Rinde und anderem Holz einen kleinen Unterstand gebaut. Auch eine größere Menge Steine lagern für die nächsten Bauabschnitte dort und eine Slackline ist aufgespannt. Das Ganze wirkt ziemlich aufgeräumt. Eine leere Bierkiste und eine Iso-Matte ergeben ein passables Sitzmöbel. Im Zentrum ist ein Feuerloch in den Lehmboden gegraben. Eine der Astgabeln darüber sieht aus als könnte sie einen Topf über dem Feuer halten.

Wir waren nicht da. Alles so hinterlassen, dass keiner merkt, dass wir da waren. Dieser Grundsatz ist mir auch hier wichtig. Aber bevor ich Luft holen kann, hat einer meiner Neffen mit einem Stück Kohle aus der Feuerstelle schon ein Dreieck auf einen Stein gemalt. Wir reden kurz darüber, was die Erbauer dieser kleinen Siedlung wohl denken, wenn jemand ihre Einrichtung beschmiert. Da sich die Kohle nicht wirklich abwaschen lässt, drehen wir den Stein zumindest um, sodass das Dreiecks-Kunstwerk nicht sofort sichtbar wird.

Tee bei den Kleingärtnern

Legales Feuer. Das geht wieder nur bei den Kleingärtnern um die Ecke. Zum Glück sind die Frankfurter hier gut vernetzt. In Bonn sind dank Corona die Wartelisten für einen Schrebergarten voll und auf der Homepage ist zu lesen, dass man nicht damit rechnen solle, in den nächsten zwei Jahren einen freien Garten zu bekommen. Wenn man nicht in den Urlaub fahren kann, muss der Urlaub eben vor die Haustür kommen. Und da ist die Nachfrage gerade deutlich höher als das Angebot.

Faszination Feuerstahl. Für die beiden Neffen ist es faszinierend, mit dem einfachen Werkzeug Funken zu schlagen und sie geben sich alle Mühe, den mitgebrachten Zunder zu entfachen. Aber so leicht ist das gar nicht. Mit etwas Watte gelingt  es dann aber doch eine Flamme zu entzünden und der aufkommende Frust ist so schnell verraucht.

Zunder in der Praxis. Die Birkenrinde vom Zunder sammeln ist trocken. Auch das erste Blackjack kann zum Einsatz kommen. Die Birkenrinde bekomme ich immer noch nicht richtig dazu, sich zu entzünden. In einem Video habe ich gesehen, dass man die pergament-dünnen Teile nehmen oder abschaben soll. Ich bin gespannt, ob das besser wird, wenn es trockener ist.

Bis dahin helfe ich mir mit dem Blackjack weiter. Das ist wirklich faszinierend. Der verkohlte Stoff fängt die Funken des Feuerstahls sofort auf. Auch bei der hohen Luftfeuchtigkeit. In Kombination mit dem Kienspan habe ich die besten Ergebnisse erzielt. Erst raucht es etwas. Dann flammt es auf.

Tee ist fertig. Dank des trockenen Holzes bekommen wir ein fast rauchfreies Feuer im Hobo-Kocher hin. Das Teewasser ist schnell heiß, aber der Ofen frisst das Nadelholz wie verrückt. Viel mehr als fünf Tassen Tee hätten wir damit nicht hinbekommen.

Mäuler stopfen. Meine Schwester hat in weiser Voraussicht ein wenig zum Essen mitgenommen. Lecker, wie viel intensiver etwas Obst und Wurst in der freien Natur schmecken. So gestärkt schaffen wir auch den Heimweg ohne Genörgel. Immerhin steht zu Hause ja auch die versprochene Minecraft-Session zu dritt auf dem Programm.

Was habe ich gelernt?

  • Nässe im Wald. Irgendwann ist das Profil meiner Wanderschuhe hinüber. Der feuchte Lehm  hat sich in jede Rille gesetzt. Der Untergrund wird rutschig glatt, weil der Schuh nicht mehr richtig „Tritt fasst“. Als ich einen kleinen Hügel rauf will, lege ich mich beinahe hin. Das ist halt auch etwas, was ich zuletzt als Kind zuletzt gemacht habe: im nassen Wald querfeldein auf und ab gehen…
  • Birkenrinde. Ich muss diesem Zeug noch eine Chance geben und will unbedingt lernen, damit eine Flamme zu entfachen.
  • Essen in der Natur. Bei meinem nächsten Ausflug nehme ich etwas Kaltes zu essen mit: ein gekochtes Ei oder ein Käsebrot, etwas Obst. Oder alles zusammen.
  • Mal wieder allein. Ich habe jetzt mehrere Mikro Abenteuer zusammen mit anderen unternommen. Es ist Zeit, mal wieder allein in die Natur zu gehen. Mit dem klaren Ziel, auch Momente des Nichts-Tuns zu genießen. Ich will nicht von: „Ich muss Holz sammeln.“ zu „Ich muss Tee trinken.“ nach „Ich muss den Kochplatz aufräumen“ hetzen.

 

Schutz von Kindern und Locations:

Wenn es sich nicht um öffentliche Orte handelt, bin ich sehr zögerlich, hier im Internet genaue Positionsangaben zu machen. Die Ortsangaben aus dem Mikro Abenteuer sind also bewusst vage gehalten und führen in die Irre. Dasselbe gilt für meine Neffen. Sie sollen später mal selbst entscheiden, ob und mit welchem Content sie ihre Fotos ins Internet stellen wollen. Daher habe ich für diesen Beitrag Stock-Fotos mit einem Kindermodel verwendet. Wie findest du das? Schreib es gern in die Kommentare.

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