Beim ersten Versuch musste ich mir meinen Kaffee nach der Rückkehr zu Hause kochen. Diesmal bin ich besser vorbereitet und breche zusammen mit Tommy (www.einfachtommy.de) auf.
Was ist der Plan?
Ziel: Wir gehen zu einem nahegelegenen Grillplatz, entfachen dort ein kleines Feuer aus Naturmaterialien und kochen uns darauf einen Kaffee.
Location: Grillplatz Witterschlick
Wetter: 5°, bedeckt, Nieselregen
Vorbereitung: Kaffee mahlen, Kaffeepulver sicher verpacken (Milch war sauer; Tommy bringt welche mit), Metalltasse, 1l Wasser, Feuerstahl, Messer, Hobo-Kocher, Cheat-Beutel, getrocknetes Holz vom letzten Ausflug und Sitzunterlage einpacken.
Wie ist es gelaufen?
Alles hat sich gegen uns verschworen
Hinweg & Materialsuche: Das kann doch nicht wahr sein. Schon wieder ein Naturschutzgebiet! Dabei hatte ich doch vorher auf der Karte geschaut und das Naturschutzgebiet im Kottenforst ist zwar in der Nähe, aber nicht dort, wo wir den Wald betreten. Wie auch immer. Ich habe ja etwas trockenes Holz dabei, für einen Kaffee sollte es reichen.
Grillplatz dicht. Der Grillplatz wird vom Männergesangsverein „Rheingold“ bewirtschaftet. Eine Grillhütte und mehrere Versorgungsgebäude. Die Grillstelle ist mit stabilen Metallplatten abgedeckt und mit einem Vorhängeschloss gesichert.
Dicke Luft. Scheinbar gab es in der jüngeren Vergangenheit Probleme mit unangemeldeten Partys und einen Einbruchversuch in die Versorgungsgebäude. Ein „Anzeige ist raus“-Hinweis ist angebracht. Wegen versuchtem Einbruch und versuchter Brandstiftung. Die Ansprechpartner des Vereins sind telefonisch nicht erreichbar. Schade, ich hätte uns gern das OK eingeholt, ob wir am Grillplatz ein kleines-Feuer machen können. Aber auch verständlich, an einem Samstagnachmittag kurz vor Weihnachten. Die warten ja nicht auf zwei Wanderer, die in Kaffeelaune sind.
Müssen wir aufgeben? Da wir einen Plan B haben, kehren wir an dieser Stelle um. Ein wenig fühlt es sich an wie „aufgeben“ – aber ich bin mir sicher: Wenn wir direkt beim ersten gemeinsamen Mikro Abenteuer Ärger bekommen, weil wir die Spielregeln an einem Grillplatz nicht eingehalten haben, demotiviert das für alle anderen Versuche. Und wir können in einem nahegelegenen Garten ein Feuer machen. Die Chancen auf einen Kaffee stehen also gut.
Licht am Horizont
Rückweg und Zundersuche. Tommy kennt ein kleines Waldstück neben dem Kindergarten. Kein Naturschutzgebiet. Puh. Hier sehen wir uns etwas nach Zunder um. Ein paar trockne dünne Äste finden wir. Außerdem finden wir ein paar Kletten oder Disteln. Schon vertrocknet, aber in den Samenständen ist flaumig-trockner Samen.
Am Ausweich-Grillplatz. Wir können einen Garten nutzen und bauen dort einen kleinen Hobo-Kocher auf. Ein Mini-Metall-Kocher, der gerade mal einen kleinen Topf oder eine große Tasse tragen kann.
Funken und Zunder. Die flauschigen Samen lassen sich mit dem Feuerstahl entzünden. Leider springt die winzige Flamme nicht auf den restlichen Samenstand oder anderen Zunder über. Vermutlich ist das alles wieder zu feucht. Aber mit einem Stück Watte aus dem Cheat-Beutel und etwas trockenem Holz vom letzten Ausflug bekommen wir das Feuer schnell an. Nachdem es eine Weile brennt, legen wir auch die feuchteren Stöcke rein. Das sorgt zwar für mehr Rauch, aber auch die brennen und sorgen für Hitze und Glut,
Endlich Kaffee. Nach gut10 Minuten ist ein halber Liter Wasser sprudelnd heiß. Das Kaffeepulver kommt direkt in den Pott. Von meiner Uroma habe ich gelernt, dass man nach dem Aufbrühen einfach umrühren kann. Dann sinkt der Kaffeesatz zu Boden. Wenn man den Kaffee dann langsam in zwei Tassen schüttet, bleibt der Satz im Kochbehälter und der leckere Kaffe wandert in die Trinkgefäße.
Advent. Nach dem Mikro Abenteuer reinigen wir den Hobo-Kocher und die Außenseite des Kochbehälters mit Moos. Das Holz ist fast vollständig zu feiner weißer Asche verbrannt. Jetzt besuchen wir Sandy und Red&Grey für ein vorweihnachtliches Plätzchen essen.
Was habe ich gelernt?
- Der Hobo Kocher tut, was er soll. Tolles Ding! Fokussiert die Hitze ins Innere des Kochers und damit direkt unter den Kochbereich. Kaufempfehlung: WIKA Hobo Kocher Made in Germany*
- Zu zweit macht es anders Spaß. Es war schön, ein Mikro Abenteuer zu zweit zu bestreiten. Allein ist man weniger abgelenkt und ich kann die Natur intensiver wahrnehmen. Aber zu zweit kann man miteinander lernen und ausprobieren. An den Kletten wäre ich beispielsweise vorbeigelaufen.
- Grillplatz ≠ Grillen. Scheinbar sind viele öffentliche Grillplätze gar nicht so „öffentlich“. Um wilde Partys zu vermeiden, müssen die Verantwortlichen harte Regeln und noch härtere Schlösser anwenden. Der Gedanke, in die Natur zu gehen und sie so zu verlassen, dass keiner merkt, dass du da warst, ist scheinbar nicht weitverbreitet.
- Neue Sitzunterlage ist super. Ich saß damit bestimmt 30 Minuten auf dem Boden. Keinerlei Beschwerden wie beim letzten Mal. Der Kauf hat sich gelohnt: Outdoor Iso-Sitz-Kissen*
- Schutzgebiete. Ich habe es erst beim Schreiben dieses Blogbeitrags kapiert. Das Schild zeigte ein Landschaftsschutzgebiet an, kein Naturschutzgebiet. So wie ich es verstanden habe, ist in Naturschutzgebieten der Eingriff in die Natur verboten. Man muss also auf den Wegen bleiben, darf keine Pflanzen pflücken, etc. Landschaftsschutzgebiete greifen eher auf der Ebene von Bebauungsplänen und Waldwirtschaft ein. Ein Neubaugebiet in einem Landschaftsschutzgebiet wird eher nicht genehmigt. Auch Holzwirtschaftliche Nutzung ist da ggf. schwerer. Ein grundsätzliches Betretungsverbot gilt wohl aber erst mal nicht. Außer im Landschaftsschutzgebiet ist auch noch mal ein Naturschutzgebiet untergebracht. Auf der Karte kannst du noch mal die beiden Schutzgebiete anschauen. Nur in Richtung Südosten vom Grillplatz aus wäre ein Naturschutzgebiet (dunkelgrün) gewesen. Da, wo wir waren, liegt „nur“ ein Landschaftsschutzgebiet.
There are 2 comments
Hallo Klabbi, und well done! 🙂 „Outdoor-Kaffee-Kochen“ im zweiten Anlauf. Wieder sehr anschaulich und interessant geschrieben. Erstaunlich, auf wie viele „Hindernisse“ man(n) stoßen kann, wenn man(n) sich mal für etwas mehr als einen Verdauungs-Spaziergang in die Natur begibt. Jep, meine Oma (väterlicherseits) hatte uns Enkel die Sache mit dem Kaffeekochen ohne Filter auch mal gezeigt und den zurückbleibenden Kaffeesatz immer als „Prütt“ bezeichnet. Damals fand ich das Wort lustig, daher ist es mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Dein Micro-Abenteuer-Begleiter hat auch eine interessante Blog-Seite 🙂 Nun, Kaffee mag ich immer noch nicht. auch nicht nach deinem interessanten Beitrag hier. #grinst LG – Supa Manion
Oh, war das schön, als es endlich Kaffee wurde 🙂
Danke fürs Teilen deiner Erfahrung. „Prütt“ kannte ich noch nicht. Muss ich mir merken. Und ja, Tommy habe ich über YouTube und Twitch kennengelernt. Und jetzt machen wir manchmal die Wälder in der Region unsicher…