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Los geht’s! Erst mal einen Kaffee

Doch das ist schwerer als gedacht. Mein erstes Mikro Abenteuer führt mich an den Rhein. Schaffe ich es, ein Feuer zu entfachen, mit dem, was ich in der Natur finde? Und darauf Kaffee zu kochen? Welche Hindernisse gilt es zu überwinden?

Was ist der Plan?

Kartenausschnitt von openstreetmap.de aus dem Norden Bonns mit eingezeichnetem Weg zum GrillplatzZiel: Ich gehe zu einem nahegelegenen Grillplatz, entfache dort ein kleines Feuer aus Naturmaterialien und koche mir darauf einen Kaffee.

Location: Grillplatz am Mondorfer Jachthafen

Wetter: 6°, trocken und blauer Himmel

Vorbereitung: Kaffee mahlen, Kaffeepulver und Milch auslaufsicher verpacken, Metalltasse, 1l Wasser, Nussmischung, Feuerstahl, Messer, Cheat-Beutel und Sitzunterlage einpacken.

Ein Grillplatz. Warum suche ich mir gerade einen Grillplatz als Ziel? Ganz einfach. Das ist ein Ort, an dem man keinen Ärger bekommt, wenn man dort Feuer macht. In Grünanlagen gibt es oft strenge Regeln und im Wald ist Feuermachen nur an dafür eingerichteten offiziellen Feuerstellen erlaubt. Wenn man anderswo erwischt wird, kann das teuer werden – und da schien mir der Grillplatz der naheliegendste Ort für ein Kaffee-Feuer.

Wie ist es gelaufen?

Hinweg & Materialsuche: bei strahlendem Sonnenschein am Westufer des Rheins entlang zum Fähranleger. Das Totholz, das ich am Wegesrand finde, ist ziemlich feucht. Ein paar dünne und Kleinfinger-dicke Zweige nehme ich mit. Dazu ein paar vertrocknete Gräser. Aber auch die nicht wirklich trocken. Na ja, einpacken und in die Jackentasche. An manchen Stellen hängen tote dickere Äste in den Bäumen. Aber das wäre eine größere Kletterei. Ich hoffe, im Wald finde ich besseres und trockeneres Holz.

Die Mondorfer Fähre. Toll! Bei strahlendem Sonnenschein über den Rhein fahren, ist ein Erlebnis. Die Überfahrt kostet 1,30 Euro. Ein paar Fahrradfahrer nutzen das Druckluftsystem der Fähre, um ihre Reifen aufzupumpen. Toller Service.

Der Hafen. Vor dem Jachthafen liegen ein paar größere Schiffe vor Anker. Eins von der Polizei, eine ausrangierte Fähre, eins mit einem Bagger, um die Fahrrinne freizuhalten. Im Hafenbecken sind Anlegestellen mehrerer Jachtclubs. Die Boote sind großteils bereits winterfest eingemottet. Am Uferweg finde ich einen stabilen Wanderstock und ein bisschen trockenes Gras.

Naturschutzgebiet! Daran hatte ich bei der Vorbereitung nicht gedacht. Das Waldgebiet ist ein Naturschutzgebiet. Die Sieg fließt hier in den Rhein. Die Flussmündung beheimatet bedrohte Vogel- und Fischarten. Damit gilt: Besucher bleiben auf den angelegten Wegen. Also nichts mit Holz und Zunder suchen im Wald. Verdammt.

1000 Augen. Am Grillplatz angekommen mache ich eine Pause, esse ein paar Nüsse und trinke etwas. Schön, um die Jahreszeit noch mal so intensiv Sonne zu tanken. Es sind viele Spaziergänger:innen unterwegs. Irgendwie fühle ich mich beobachtet. Das hätte ich vorher nicht gedacht, dass mich das so stört.

Außerdem habe ich jetzt nicht wirklich Holz dabei, mit dem ich mir sicher bin, ein Feuer zu entfachen. Bestimmt könnte ich viel Rauch erzeugen, aber etwas, das wirklich brennt? Verdammt, das hätte ich nicht gedacht, dass mich das so hemmt. Zudem gefällt mir die Grillstelle nicht wirklich. Man kann sich nicht gemütlich hinsetzen, um ein Feuer zu entzünden.

Rheinufer. Als ich in der Sonne sitzend überlege, was ich jetzt mache, fällt mir ein Schild wieder ein, das beim Warten auf die Fähre gesehen habe. Einerseits stand da eine Warnung, nicht im Rhein zu schwimmen. Andererseits stand da: „Löschen Sie Grillkohle und Holzglut mit Sand und Wasser.“ Moment mal. Wenn da nicht steht „Grillfeuer verboten“, sondern „bitte ordentlich löschen.“, dann ist es ja vielleicht am Rheinufer erlaubt. Zumindest in Bonn?

Jetzt hole ich doch mein Handy heraus und sehe nach. Tatsächlich. Solange man andere nicht mit Rauch oder Asche belästigt, ist es in öffentlichen Grünflächen erlaubt zu grillen. Und ob ich jetzt ein Steak oder einen Kaffee Grille sollte da ja keinen Unterschied machen.

Zunder Cheat. Zurück am anderen – am schattigen – Ufer suche ich mir eine Stelle, an der es zwischen ein paar Steinen windgeschützt ist. Dort lege ich mir kleine Stücke bereit, und alles, was ich an Zunder gefunden habe. Nach ein paar Funken aus dem Feuerstahl wird klar: Das brennt so nie. Das ist zu wenig und zu feucht.

Ich greife auf meinen Cheat-Beutel zurück und probiere Feuermachen mit einem Wattepad aus. Und ich werde nicht enttäuscht. Mit den ersten Funken entzündet sich die Watte bereits. Und sie brennt so lang, dass ich meinen Zunder und die dünnen Stücke Holz zum Brennen bekomme.

Das Feuer brennt – und raucht. Feuchtes Holz ist echt fies. Und entweder mache ich etwas falsch oder ich habe einfach zu wenig dünnes Holz, um Glut für die fingerdicken Stöckchen zu bekommen. Jedenfalls entsteht nicht genug Hitze, um darauf Kaffeewasser zum Kochen zu bringen.

Jetzt habe ich zumindest genug Wasser zum Löschen der Glut dabei. Die angekokelten Äste wandern wieder in meinen Zunderbeutel. Wenn sie durchgetrocknet sind, eigenen sie sich bestimmt hervorragend zum Anfeuern.

Was habe ich gelernt?

  • Die Natur tut mir gut. Obwohl ich relativ urban unterwegs war, gab es viel frische Luft, Sonne und gemütliche Bewegung.
  • Bessere Sitzunterlage mitnehmen. Meine kleine Isomatte ist zu dünn für den Winter. Ich saß zu lange im Kalten und habe mir den unteren Rücken verkühlt.
  • Kaltes, feuchtes Holz ist fies. Zum Üben etwas trockenes Holz mitnehmen. Oder eine andere Lösung finden, an trockenes Holz zu kommen.
  • Naturschutzgebiete vorher identifizieren. Wenn ich erst an der Beschilderung merke, dass ich hier nicht in den Wald rein kann, ist es zu spät zum Umplanen. Für künftige Ausflüge bin ich besser gerüstet. Hier gibt es eine Karte vom Bundesamt für Naturschutz mit allen Schutzgebieten.
  • Bonner Rheinufer ist toll. Wenn es drum geht, das Feuermachen zu üben, ist das Rheinufer nah gelegen und bietet viele Stellen, an denen man grillen darf. Was mir hier eine Grauzone zu sein scheint, ist die Frage nach dem „Lagerfeuer“, das verboten wäre, wohingegen ein „Grillfeuer“ scheinbar erlaubt ist. Also schön klein und übersichtlich halten, sodass keine Hobbits vorbeikommen, die ihren Ring in die Flammen werfen wollen.

There are 2 comments

  1. Hallo Klabbi, dein „1. Micro-Abenteuer“ #NichtKaffeeKochen 😀 habe ich mir jetzt mal gemütlich durchgelesen. Du schreibt sehr anschaulich und es war wirklich interessant zu lesen: Planung, Durchführung, Hindernisse, Plan-Anpassung und Reflektion (irgendwie pädagogisch … #grinst im positiven Sinne ^^). Ach so ich hatte bei zwei anderen Beiträgen auf dieser Seite schon mal ´nen Kommentar geschrieben, mich danach hier „registriert“ und dann die vorherigen Kommentare nicht mehr gesehen. Sind die „weg“ oder warten noch auf Freischaltung? Anyway, dein Beitrag war informativ und kurzweilig. Well done & LG – Supa Manion

    1. Da hast du den Pädagogen entdeckt? 🙂 Ich merke oft beim Schreiben, wie sehr mir diese Struktur hilft, mich gut an Dinge zu erinnern, die mir unterwegs wichtig waren. Und die Reflexion, was nächstes Mal anders machen will, ist super hilfreich für mich. Und im Moment betreibe ich das ja eh als öffentliches Tagebuch. Da muss es mich unterstützen 🙂

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